Dein Bild - deine Geschichte Ein Wettbewerb des Buchklubs
Zur Teilnehmerliste
Gruppe
 
Gruppenname
Rassismus
Gruppengröße
2
Alter
13 - 14
Wir sind
SchülerInnen
Gruppenleiter
Hannah Voith
Adresse
2514 Traiskirchen
Siegfried Marcus Str.
Österreich
Rassismus Bild

Rassismus

Rassismus als Grenze


Hallo. Ich heiße Maria. Maria Singelton. Ich bin 17 Jahre alt und sehr spät dran.
Ich rannte die Stiegen zur U-Bahnstation hinunter und spürte, wie die Bücher in meiner Tasche herumrutschten. Zwei Stiegen auf einmal nehmend rempelte ich einige Leute an, rief flüchtige Entschuldigungen und rannte weiter. Ich hörte, wie mir die Leute hinterherriefen, ich solle aufpassen, aber momentan wollte ich einfach nur meine Bahn erwischen. Über die letzten drei Stufen sprang ich in einem und „ Scheiße!“ ich war zu spät. Die Bahn fuhr mir vor der Nase weg und ich beschloss jetzt eh nichts anderes tun zu können als zu warten. Also setzte ich mich auf die Bank neben einen jungen Mann, holte meinen Stift aus der Tasche und fing an daran zu knabbern. Alte Angewohnheit. Ich hatte schon oft versucht mir das abzugewöhnen, hatte es aber irgendwie nie geschafft. Wahrscheinlich hatte ich in meinem Leben schon mehr Stifte als Kaugummis gekaut aber so konnte ich mich einfach besser konzentrieren. Da ich gerade nichts Besseres zu tun hatte, saß ich einfach da.
Ich starrte also in die Luft und knabberte an meinem Stift, als ich das fröhliche Lachen eines kleinen Mädchens hörte. Das Mädchen steuerte auf den Sessel neben dem jungen Mann, der neben mir saß zu und setzte sich nieder. Doch die Mutter zog es weg, zerrte quasi an seinem Arm und sagte „Clara , neben solche Leute setzt man sich nicht!“
Ich drehte mich um. Der Mann, der neben mir saß, war ein junger, hübscher Schwarz –Afrikaner, in dessen Gesichtsausdruck sich Verletzung, Enttäuschung und Wut widerspiegelte. Ich hatte ihn schon öfters hier gesehen. Vor kurzem, als ich mir meinen Kaffee über das T-Shirt geleert hatte, hatte er mir ein Taschentuch angeboten und ich konnte mich an sein herzhaftes, freundliches Lächeln erinnern.
Nun sah ich zu der Frau. Sie wirkte unzufrieden, gestresst, warf die Verpackung ihres Weckerls achtlos auf den Boden und merkte nicht einmal, dass ihre eigene Tochter mit ihr sprach. Dann zündete sie sich eine Tshick an.
Wie konnte sich diese so herzlos wirkende Frau anmaßen, solche Vorurteile gegenüber diesem freundlichen jungen Mann zu haben.
„Wo kommstn du überhaupt her? Bist sicher auch einer von denen die da herkommen, uns die Jobs wegnehmen, nur weil ihr alle euer Leben nimma meistern könnts. Und was können wir dafür? Verkriech dich wieder in dein Afrika, hier passt du nicht her!“
Und jetzt stand er auf, kehrte ihr den Rücken zu und ging. Ich stand auch auf und rannte ihm hinterher. „ Entschuldigen Sie, dürfte ich Ihnen eine Frage stellen?“, rief ich und er blieb stehen. „ Natürlich“

Mit neun Jahren ist er nach Österreich gekommen, hat kein Wort Deutsch gesprochen, ohne Eltern, hat alles verloren und er wurde nicht akzeptiert. Nach einer Zeit hat er Deutsch gelernt, ist in die Schule gegangen und er wurde nicht akzeptiert. Nun ist er 20, er spricht perfekt Deutsch, studiert und wird noch immer nicht akzeptiert.

Rassismus ist eine Grenze. Eine Grenze, die sich Menschen selbst setzen. Untereinander. Anstatt einander zu helfen, sich die Hand zu reichen, trampeln wir auf den Leuten die am Boden liegen herum.
Doch ich kann das nicht verstehen. Wir leben in einem Land, in dem Frieden herrscht. In einem Land, in dem es bei weitem genug zu essen gibt, in einem Land, in dem wir in Freiheit leben können. Ich denke, die Mehrheit der österreichischen Bevölkerung, ist sich nicht bewusst, wie unglaublich gut es uns geht.
Ich denke, wir können uns nicht einmal annähernd vorstellen, was Menschen wie eben dieser junge Schwarz-Afrikaner in ihrem Leben durchgemacht haben und trotzdem sind wir so überheblich, tatsächlich zu denken WIR haben es schwer. Doch unsere Problemchen, unsere täglichen Beschwerden sollten wir immer wieder in Relation setzen! In Relation setzen, mit dem Schicksal anderer Menschen, Menschen, die alles in ihrem Leben verloren haben. Ich habe das Gefühl, dass es uns einfach zu gut geht und deswegen ständig über unwichtige Dinge gejammert wird. Wir müssen unsere Perspektiven wechseln, uns in die Situation von Menschen versetzen, die nichts mehr haben.
Wie kommen wir dazu, Menschen, die unsere Hilfe brauchen, derart abzuweisen. Wir sollten diesen Menschen eine Chance geben, versuchen ihnen zu helfen und ihnen ein wenig von dem Glück, das wir haben, abgeben.
Und ich frage mich, wer uns das Recht gibt, Flüchtlinge derart minderwertig zu behandeln. Wieso setzen wir Grenzen, bauen Mauern, anstatt zu versuchen Lösungen zu finden. Wir setzen Grenzen dort, wo es am wichtigsten ist Hände zu reichen und wir sagen STOPP dort, wo es am wichtigsten ist HERZLICH WILLKOMMEN zu sagen. Wir hören nicht auf die Hilferufe anderer Menschen, sondern sind viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt und bei all unseren Problemen reden wir uns am liebsten auf Andere aus. Wir haben Vorurteile gegenüber Menschen, die wir nicht kennen und wir gehen selten offen auf Neues zu.
Deshalb ist es unglaublich wichtig, unsere Perspektiven zu wechseln!

Lisa Kögl
Hannah Voith